„nur“ 255 km – aber landschaftlich eine Wucht
Nach der „Tour vor der Tür“ diesmal wieder eine lange Anreise von ca. 420 km. Die Tour selbst hatte dann „nur“ 255 km – aber landschaftlich eine Wucht, denn es war der Altmühl-Radweg von Rothenburg ob der Tauber bis nach Kelheim an der Donau. Unterwegs hatten wir zwei Übernachtungen, die erste nach 90 km in Gunzenhausen-Oberasbach, wobei das „ober“ das Bierchen bei der Ankunft verdient machte, und in Eichstätt nach 71 km. Der dritte Tag im Sattel waren dann 94 km bis Kelheim.
Aber der Reihe nach: die diesjährige Tour wurde mit einem (Vor-)Grillen am Vorabend beim Tourältesten (Manni) eingeläutet, der in einer mitreißenden Modenschau das neue Rammbah-Outfit präsentierte, das auf Anhieb allen gut gefiel. Die Farbkombination von gelb – schwarz brachte uns dann auf der Fahrt einige freundliche Rufe ein nach dem Motto: „trari, trara, die Post ist da…!“ Nach der Anreise trafen wir uns zunächst im Biergarten und nach dem Essen ging es zu Fuß in die historische Altstadt von Rothenburg o.d.T. Einige Rammbah’s sahen diesen Ort, der Millionen von Amis und Japanesen schwer begeistert, zum ersten Mal „in echt“ – einer kannte es bisher nur aus Disneyland in Florida! Weil wir am Abend da waren, trafen wir auf dem Marktplatz den historischen Nachtwächter, der mit Hellebarde und Fackel einen Rundgang anführte und uns allerhand Nettigkeiten aus dem Mittelalter erzählte. Besonders beeindruckt hat uns seine Erzählung, wie die hohen Ratsherren beim Gelage sich in einem Kübel in der Ecke freiwillig übergaben, in dem sie sich eine Gansfeder sich in den Hals schoben, um den Magen für den nächsten Essensgang wieder leer zu kriegen. Wir beschlossen sofort, beim nächsten Martinsgansessen auch Gansfedern mit aufzudecken. Und wir stellten einen Tag später, in Eichstätt, im Festzelt bei der Kirmes fest, dass die Sache mit den Kotz-Kübeln in der Ecke eine gute Erfindung war, die man in unsere Neuzeit hätte übernehmen sollen, statt dass unser Bazi-Tischnachbar quer über den Tisch kotzt…
Radfahren war von Anfang an klasse: schöne Radwege, gutes Wetter (bissken frisch…) , fast keine Autos, Rückenwind und leicht talabwärts ging’s alle drei Tage lang. Am allerersten Tag kam aber allerdings direkt zu Beginn ein echter „Peak“: 16% Steigung! Franz-Josef, an der Spitze liegend, musste vor der Kuppe vom Rad und sagte, dass er sich habe entscheiden müssen: Sauerstoff in die Lungen oder in die Beine…Nach dem Anstieg kam ein Platzregen – aber zum Glück war ein Unterstand nicht weit. So hatten wir in der ersten Rammbah-Radstunde schon das, was wir eigentlich nicht brauchen und danach ging es nur noch bergauf, was überhaupt nicht wörtlich zu nehmen ist. Die erste Mittagspause wurde in einem Gasthof gemacht, bei dem wir sogar ein paar Minuten auf einen Tisch warten mussten – alles voll an einem Donnerstag! Es war Schlachtfest und wir probierten alles, was die fränkische Küche daraus macht. Das wiederholte sich in den weiteren Tagen mittags und abends (nur ohne Schlachtfest) und wir stellten fest, dass leichte mediterrane Kost und die fränkische Küche diametrale Gegensätze sind.
Unser erstes Abendquartier beeindruckte, weil es auch „Herberge und Krug“ für die „freien Maurer“ war und unser Wirt hatte davon einiges zu erzählen. Die Dame vom Frühstück am nächsten Morgen war da eher wortkarg – macht aber nix. Am zweiten Tag gab’s mittags Weißwurst und wir trafen eine Radlertruppe von 9 Männern wieder, die wir kurz zuvor überholt hatten und denen wir noch 1,5 Tage immer wieder begegneten – auch im Festzelt in Eichstätt. Die Jungs kamen aus Fulda und waren zum ersten Mal auf Rädern – was man denen auch ansehen konnte – vorher immer Mallorca-Ballermann-Touren – ohne Rad, da wurde anders abgestrampelt. Weil Tourplaner Elle für den zweiten Tag Schleichtempo verordnet hatte, um nicht zu früh am Zielort zu sein, ergab sich die Peinlichkeit, dass diese Nicht-Radfahrer uns überholten! Der Tourälteste protestiert ebenso laut wie erfolglos. Aber am dritten Tag hat Elle ein Einsehen und läßt die Räder laufen. Wir fahren die 94 km bis Kelheim so flott und beschwingt, dass es einfach nur eine Freude ist. Mittagspause muss aber auch hier sein und wir haben Glück, dass uns ein Einheimischer in Dietfurt den Stirzer Historischen Gasthof empfiehlt. Essen und Trinken und das ganze Ambiente dort sind einfach klasse.
Von Kelheim geht’s am nächsten Morgen ein paar km weiter und wir warten auf die Bundesbahn, die uns zurücktuckern läßt nach Rothenburg. Wir stellen fest, dass Herby zaubern kann, denn er bringt Luft zum riechen und der beste Witz war der mit dem Fazit, dass es wichtig ist, sich immer eine zweite Meinung einzuholen. Wir kämpften täglich mit einer negativen Kalorienbilanz (mehr verbrauchen als aufnehmen) und hatten diesen Kampf schon bei jedem Mittagessen haushoch verloren….Aber sieben Männer, die schon seit 28 Jahren fahren, diesmal wieder in voller Besetzung von Anfang bis Ende pannen- und (fast) unfallfrei (bis auf einen zum Glück glimpflich verlaufenden Crash von Elle) – das ist doch pures Glück – und wir überlegen, die Tourstatistik um eine Gewichtsspalte zu ergänzen.