Rammbah Tour 2015
Vor 18 Jahren starteten wir schon einmal eine Tour in Eisenach, damals wie jetzt in gleicher Besetzung. Wir sind also wieder komplett, zu Siebt. Andreas (Elle), der zwei Jahre hintereinander berufsbedingt ausgesetzt hatte, war wieder an Bord. Aber offensichtlich noch nicht mehr wieder mit der Kondition früherer Jahre: kurz vor Ende der ersten Etappe, die uns knapp 80 km bis nach Erfurt führte, reklamierte er für den Folgetag unbedingt einen Ruhetag, weil man bei der Tour de France, nach besonders heftigen Strapazen, den Fahrern schließlich auch einen Ruhetag genehmigt…
Die Tourleitung lehnte ab und verwies darauf, dass schließlich reichlich gute Pausen gemacht werden: z.B. in Gotha, zwischen Eisenach und Erfurt gelegen, in einem Gockel-Restaurant, in dem mehr als nur einen Hauch alter DDR-Nostalgie wehte. In Eisenach und in Erfurt hatten wir uns bei der Abendgastronomie auf die Insider-Tipps einer Kollegin von „Benki“ (Franz-Josef) verlassen. Die Tipps waren so gut, dass wir uns sehr gefreut hätten, die Dame hätte auch Weimar, Jena, Gera und Altenburg, unsere weiteren Stationen auf der Thüringer-Städtekette, schon vorab kulinarisch für uns abgegrast.
Aber am zweiten Tag auf dem Rad, auf der ca. 50 km Strecke von Erfurt nach Jena, gerieten wir auch ohne Vorkoster in der Mittagszeit an die freundlichste Bedienung der gesamten Tour. Sie servierte schmackhafte Thüringer Rostbratwurst und wir genossen erstmals Sonnenstrahlen, die pünktlich in dem Moment hinter den Wolken hervor kamen, als wir auf einem schönen Platz in der Innenstadt die Außengastronomie eröffneten. In Erfurt hatten wir uns am frühen Morgen zunächst die Innenstadt und den Dom angesehen und uns ein Weißwurstessen beim Augustiner gegönnt, mit Blick auf die berühmte Krämerbrücke aus dem 11. Jh.
In Jena nahmen wir Quartier in der Pension Kunitzer-Hausmühle. Hauswirt Michael Mau brachte uns unter, obwohl bei der Reservierung (unser Fehler) etwas schiefgegangen war und wir deshalb gar nicht auf seiner Liste standen. Warum er so tiefenentspannt war, erfuhren wir am nächsten Morgen: er ist selbst ein äußerst erfahrener und sehr ausdauernder Wanderer, auf dem Rad und auf den Füßen, mit spektakulären Touren, auch in fernen Ländern. Noch viel weiter, nämlich bis in die hintersten Winkel des Weltalls, guckten wir dann im Zeiss-Planetarium in Jena. „Milliarden Sonnen“ wurden am künstlichen Firmament sichtbar gemacht – sehr beeindruckend. Weil wir eine zweite Show im Planetarium gebucht hatten und dazwischen nur 1 Stunde Zeit, fiel ein opulentes Abendessen aus – stattdessen gab’s auf der benachbarten Kirmes hervorragende Thüringer Bratwurst und der Bierstand war direkt nebenan – was will RAMMBAH mehr. Zum Nachtisch gebrannte Mandeln – das passte also alles. Und wir riefen uns die Mahnung von Karl Lagerfeld ins Gedächtnis: „Wer in Jogginghosen (außer zum Joggen) seine Wohnung verlässt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!“ Recht hat der große Karl, ein lebendes Beispiel stand am Bierstand neben uns.
Der dritte Radfahrtag brachte die Königsetappe, nach Altenburg. 104 km waren angegeben, am Ende hatten wir 110 km auf dem Tacho, weil wir von Jena-Kunitz erst noch auf unsere Piste kommen mussten. Waren in den ersten beiden Tagen tatsächlich (nur) die Städte die Höhepunkte, während die Wegstrecke, gelinde gesagt, eher unspektakulär war, so führte uns diesmal der Weg durch eine wunderschöne Landschaft. Viele sehr einladende Gastwirtschaften mussten wir leider links liegen lassen, bis wir dann aber, in Gera, auf der Untermhäuser Brücke, mit einer ausgiebigen Mittagspause doch noch zuschlagen konnten. Bis Altenburg waren es anschließend noch einmal ca. 45 km. Die Stadt rühmt sich mit ihrer Altstadt – zu Recht! Allerdings waren wir einigermaßen verblüfft, an einem Samstagabend, in einem so fantastischen Ambiente, (der Altstadt) kaum Gastronomie und demzufolge auch fast keine Menschen zu treffen. Immerhin war der Ratskeller gut besucht und wir bekamen dort auch gut zu essen und zu trinken.
Am Sonntag klappte die Bahn-Rückfahrt, zunächst mit der S-Bahn von Altenburg nach Leipzig, anschließend die Fahrt mit dem IC bis nach Eisenach, völlig problemlos und auch die anschließende Auto-Rückfahrt, mit dem geliehenen Kleinbus und unserem Radanhänger, war stressfrei. Spätestens in 18 Jahren sollten wir wieder nach Thüringen kommen – dann schwört vermutlich auch der letzte RAMMBAH auf sein E-Bike. In diesem Jahr kam ein solches Gefährt zwar noch bei niemandem von uns zum Zuge, aber die Skepsis früherer Jahre ist schon sehr gewichen….